Vor 50 Jahren sprengte Nixon das Währungssystem Teil 2

27 Jahre Bretton-Woods-System: 1944 bis 1971

Doch in den 1950er und 1960er begannen die Amerikaner, immer mehr US-Dollar zu drucken und auszugeben, die nicht mehr durch Gold gedeckt waren. Die USA betrieben zur Finanzierung des Vietnamkriegs und von Sozialprogrammen wie der „Great Society“, eine inflationäre Politik.

Zudem benötigte die rasch wachsende Weltwirtschaft viel Liquidität, weshalb auch immer mehr Dollar gedruckt wurden. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs nahm die relative wirtschaftliche Bedeutung der USA ab. Der US-Anteil an der globalen Produktion sank von 35 Prozent auf nur noch 27 Prozent zum Ende der Sechziger; der US-Anteil am Welthandel schrumpfte von 25 auf rund zehn Prozent.

Die Kriegsverlierer holten auf: Das Wirtschaftswunderland Deutschland setzte sich in Europa an die Spitze und Japan mauserte sich zur globalen Industriemacht. Auch für US-Konzerne wurde es immer attraktiver, im Ausland zu investieren. So flossen immer mehr US-Dollar hinaus in die Welt – auch für die Stationierung der US-Truppen und die bilaterale Entwicklungshilfe.

Von 1950 bis 1958 wies die US-Zahlungsbilanz im Schnitt ein Defizit von jährlich 1,2 Milliarden Dollar aus. In den zwei Jahren darauf stieg es auf durchschnittlich 3,6 Milliarden Dollar. Im Jahr 1969 er-reichte es 7 Milliarden Dollar. Zum ersten Mal im 20. Jahrhundert verwandelte sich allmählich auch der traditionelle Handelsüber-schuss der größten Wirtschaftsnation der Welt in ein Defizit, weil die Amerikaner zunehmend mehr Waren vom Ausland kauften, als sie exportierten. Die Währungen wie D-Mark und Yen wurden immer stärker nachgefragt. Alle „Bretton-Woods-Länder“ hatten sich verpflichtet, den offiziellen Tauschkurs zu verteidigen: So mussten sie am Devisenmarkt intervenieren, wenn die Abweichungen der Wechselkurse zu groß wurden.

In der Praxis hieß das: Jedes Mal wenn der Dollar im Vergleich zur D-Mark stark fiel, musste die Bundesbank Dollar am Devisenmarkt kaufen und dafür eigene D-Mark drucken. Das war eine importierte Inflation. „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem“, so formulierte es damals Nixons Finanzminister Connally.

Immer mehr Dollar-Guthaben sammelten sich bei den Notenbanken in Frankfurt, Paris oder Rom.

Schon 1964 überstiegen die ausländischen Dollarreserven den Wert der Goldbestände in Fort Knox. Damit war klar, dass die USA ihre Einlösepflicht im Ernstfall nicht erfüllen könnten. Das Vertrauen, dass der Dollar so gut wie Gold sein könnte, währte nicht lange. Der französische Präsident de Gaulle drückte sein Mißtrauen sehr deutlich aus: Ab 1965 holte er französisches Gold im damaligen Wert von 400 Millionen Dollar von New York nach Frankreich. 25.900 Barren wurden aus dem Keller der Fed in Manhattan geschleppt, auf Sägespäne gebettet, in Holzkisten verpackt und mit Stahlseilen verschnürt. De Gaulle sandte die Marine, um die 350-Tonnen-Fracht nach Paris zu verschiffen.

Die anderen Bretton-Woods-Regierungen traten weniger martialisch auf, aber auch bei ihnen wuchs die Frustration. Immer mehr ausländische Regierungen verlangten zusehends die Einlösung ihrer US-Dollar-Guthaben in physisches Gold.

Dies auch deshalb, weil eine Feinunze Gold auf dem Markt mittlerweile weit mehr wert war, als der Umtauschkurs von 35 Dollar. Anfang 1969 erreichte der Goldpreis auf dem freien Markt 42 Dollar.

Die US-amerikanische Goldreserve schmolz dahin wie Schnee in der Sonne. Die Goldreserven derUSA waren innerhalb von nur 10 Jahren (1958 bis 68) um die Hälfte geschrumpft. Im August 1971 vertraute niemand mehr, der eins und eins zusammenzählen konnte, noch darauf, dass die USA ihre Verpflichtung wird einhalten können.

Einige waren schon aus dem Dollar geflohen, und immer mehr folgten. 
In der zweiten Augustwoche 1971 forderte Großbritannien von den USA Gold im Wert von drei Milliarden Dollar. Auch die  Schweizerische Nationalbank verlangte von den Amerikanern Gold im Austausch für ihre Dollar-bestände. Das war ein Ding der Unmöglichkeit.

Die USA drohte zahlungsunfähig zu werden. Um dies abzuwenden, beendete Präsident Nixon am 15. August 1971 „vorübergehend“ die Goldeinlösbarkeit des US-Dollar, indem er dem US-Schatzamt untersagte, fortan irgendwelche im ausländischen Besitz befindliche US-Dollars gegen Gold einzutauschen.

Im August 1971 wurden die kurzfristigen Dollar-Verbindlichkeiten der USA auf 60 Milliarden Dollar geschätzt, von denen etwa zwei Drittel offiziellen Institutionen im Ausland geschuldet wurden. Bei 35 Dollar pro Unze war der US-Goldbestand auf 9,7 Milliarden Dollar zusammengeschmolzen. Nicht unerwähnt soll eine Absurdität der amerikanischen Regierungen bleiben: Bis 1971 landete mehr als die Hälfte des Goldes, das die Roosevelt-Regierung 1933 den US-Bürgern gewaltsam abgenommen hatte, in den Tresoren ausländischer Zentralbanken. „Große Verbrecher“ sitzen nicht selten in Regierungen.

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